30.04.2025

Friedensarbeit einmal anders

Fachschaft Ethik und Religion

Die Welt braucht Frieden. In Zeiten zunehmender Krisen braucht die Welt Menschen, die am Frieden arbeiten, sich für den Frieden einsetzen. Aber wie soll das gehen? Und was genau ist eigentlich Frieden?

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Frieden beschreibt einen Zustand von Ruhe, Harmonie und Eintracht. Auch Sicherheit und Geborgenheit sind wichtige Teile des Friedens. Wenn die Welt in Verständigung über zentrale (demokratische) Werte zusammensteht, kann Frieden wachsen. Wenn der Einzelne im Frieden nicht nur mit dem Anderen, sondern vor allem mit sich selbst ist, kann Frieden entstehen.

Die einen lehren Frieden durch friedlich werden und üben sich in Atemtechnik und Meditation. Die anderen lehren Frieden, indem sie fighten.
Die Lernenden der FMS 2A haben an ihrem zweiten Thementag diesen Weg ausprobiert.

Gemeinsam mit Simon und Michèle von «tanzmal.ch» durften sie einen Tag lang toben, spielen, Kind sein, wild sein, brüllen, schreien, sich messen, sich ausprobieren, mit sich ringen, raufen, kämpfen. Und was hat das nun mit Friedensarbeit zu tun?

Schon gleich zu Beginn erklärt Michèle den Jugendlichen die goldene Regel des Tages: lueg guet zu diar – denn isch füer alli glueget.

Sich selbst spüren, sich selbst wahrnehmen, in sich hineinspüren. Wie geht es mir? Wie fühle ich mich? Was brauche ich? Aus der eigenen Selbstwahrnehmung heraus handeln. Selbstfürsorge wahrnehmen. Selbstverantwortung ernst nehmen. Das heisst auch nein zu sagen, zu allem, wozu ich nicht ausdrücklich ja sagen kann. Und erleben, dass dies erlaubt und willkommen ist, ohne ausgegrenzt zu werden. Das heisst zu erfahren, dass ein nein mehr als genug ist. Dass es meine Haltung ist, die meinem Wort Nachdruck verleiht.

Das hat die Schüler*innen nachdrücklich beeindruckt. Das macht junge Menschen stark und gibt ihnen innere Sicherheit und Eintracht. Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen ist nichts anderes als Ausdruck davon, mit sich selbst in Frieden zu sein.

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In vielen verschiedenen sportlichen Uebungen werden die Lernenden schrittweise zum Kämpfen hingeführt. Sie erleben einen positiven Umgang mit Kraft und dem zeigen von Gefühlen. Sie lernen spielerisch Ursachen, Entstehung und Wirkung von Gewalt kennen. Sie erleben sich selbst intensiv, ächzen in der sportlichen Auseinandersetzung und staunen über die Wirkung ihrer eigenen Kraft. «Dass so viel Power in mir steckt, hätte ich nie gedacht» äussert sich eine Schülerin.

Nach dem Mittag ist es dann so weit. Die Gruppe bildet einen Kreis auf der grossen Mattenlandschaft. In der Mitte entsteht eine leere Fläche: die Arena, die Kampfbühne. Eine Person darf in die Mitte treten und jemand anderen zum Playfight auffordern. Und wenn die Person einverstanden ist, und wenn sich beide mit Aufrichtigkeit und im Vertrauen versprochen haben, ehrlich und fair zu kämpfen, ohne den anderen zu verletzen, und wenn sie dies besiegelt haben, dann erst geht es los, das Ringen und Raufen. Das präsent Sein.

Es macht Spass zu spüren, was in einem steckt. Der Kampf ist zu Ende, wenn einer der Kämpfenden mit den Schultern den Boden berührt. Die Gruppe verfolgt den Kampf aufmerksam und wachsam. Sie ist Garant für die aufgestellten Regeln. Sie gibt nach dem Kampf ein Feedback mit einem klaren Fokus: Wertschätzung und Anerkennung. Tipps und Kritik braucht es nicht. Wohl aber ein verbales Schulterklopfen, denn das ist es, was uns nährt. Und was das Kämpfen zur Beziehungsarbeit macht.

Am Ende des Tages waren die Lernenden «fix und foxi». Der Tag war lang, die sportlichen Übungen intensiv, aber zu guter Letzt waren die Lernenden grösser, standfester, glücklich und zufriedener. Friedensarbeit einmal anders.

Iris Hengstler, Fachlehrperson Ethik & Religion


Credits

Dank geht an:

  • An die Klasse
  • An die SL für die Unterstützung
  • An Simon und Michèle von <tanzmal> für Ihre achtsame und engagierte Arbeit
  • Text: Iris Hengstler, Fachlehrperson für Ethik und Religion
  • Bild/Video/Web: Daniel Steiner

Links

www.tanzmal.ch  (Simon Charen)

Autor: Daniel Steiner