Monica Gschwind-Wehrli

Die Ausbildung, die euch das Theri bietet, ist top!

Die Theri-Zeit hat Monica Gschwind allgemein sehr geprägt. Sie hat sie als streng, aber auch als unglaublich bereichernd in äusserst guter Erinnerung. Ihre Mitschülerinnen und sie waren überzeugt davon, dass sie insbesondere für die Prüfungen viel mehr Stoff lernen mussten als die Jungen im Kollegium in Schwyz. Frau Gschwind ist sich sicher, dass nebst ihrem Elternhaus die Schule massgeblich dazu beigetragen hat, dass sie über ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein verfügt. Als eine der ersten Frauen hat sie die Ausbildung zur Treuhänderin absolviert und sich im Rechnungswesen in einer damals von Männern dominierten Welt bewegt. Dies war nie ein Problem für sie, sondern vielmehr selbstverständlich. Die Ausbildung im Theresianum hat ihr das notwendige Rüstzeug dafür mitgegeben.

Wofür sind Sie als ehemalige Schülerin des Theresianums besonders dankbar?

Als Schülerin durfte ich von der ungemein breiten Allgemeinbildung profitieren. Ich erlangte in allen Fächern vertiefte Kenntnisse, auch dank der hohen Erwartungen und der guten Förderung durch die Lehrer*innen. Die Ausbildung im Theri hat zweifellos eine wichtige Grundlage für alle meine weiteren Ausbildungen und Tätigkeiten gelegt. Nicht nur in Kernfächern, sondern auch in vielen anderen Bereichen wie zum Beispiel Kunst und Musik lernte ich unglaublich viel. Dank diesem reichhaltigen Angebot wurden auch meine Interessen immer breiter. Unsere musikalische Bildungsreise nach Wien mit dem Besuch der Staatsoper, wo wir anhand der entsprechenden Partituren eine Aufführung sehr intensiv mitverfolgten, bleibt ein unvergessliches Erlebnis. Ebenso das Erlernen einer kalligraphischen Schrift, die Auftritte mit dem Chor und die Aufnahme einer CD mit Kinderliedern haben einen tiefen Eindruck hinterlassen.

Nach der Handelsschule haben Sie Ihr Diplom als Treuhänderin gemacht. Was war ausschlaggebend für Ihr Interesse an diesem Beruf?

Neben vielem anderem habe ich mich bereits im Theri speziell für das Rechnungswesen interessiert. Ebenso faszinierten mich die Betriebswirtschafts- und Volkswirtschaftslehre. So habe ich nach dem Abschluss auch kurz mit einem Studium an der HSG in St. Gallen geliebäugelt. Schlussendlich wollte ich jedoch anwenden, was ich gelernt hatte, und bin im Banking bei einer Handelsfirma in Zug gelandet. Danach bin ich in die Region Basel gezogen, wo mein damaliger Freund und heutiger Ehemann lebte. Hier habe ich mich auf ein Inserat als Revisionsassistentin beworben. Diese Arbeit umfasst viele Bereiche, da man bei verschiedensten Firmen die Bücher prüft und entsprechende Berichte dazu schreibt. Voraussetzung dazu sind nicht nur sehr gute Kenntnisse im Rechnungswesen, es braucht auch eine schnelle Auffassungsgabe, um stets neue und unbekannte Geschäftsfelder rasch zu erfassen. Ich hatte das Glück, dass mein damaliger Chef mich sehr förderte und mich motivierte, die eidgenössische Berufsprüfung abzulegen. Dabei kamen mir die ausgezeichneten fachlichen Grundlagen aus meiner Theri-Zeit – unter anderem der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre – sehr zugute.

Üben Sie diese Arbeit neben Ihrer politischen Tätigkeit noch aus?

Meine Einzelfirma ist noch immer im Handelsregister eingetragen. Im Jahr 2015 habe ich jedoch allen meinen Kunden empfohlen, eine andere Treuhandfirma zu suchen, denn das Arbeitspensum als Regierungsrätin ist sehr hoch. Arbeitstage zwischen zehn und vierzehn Stunden sowie Wochenendarbeit sind die Regel – da liegt nicht mehr viel Anderes drin. Bereut habe ich diesen Entscheid jedoch nie, denn ich habe dafür eine unglaublich interessante und abwechslungsreiche Aufgabe übernehmen dürfen. Sie bringt mich mit vielen fähigen und innovativen Menschen in Kontakt, mit denen ich gemeinsam wesentliche Dinge für die Bevölkerung bewegen und erreichen kann.

Sie sind seit vielen Jahren in der Politik tätig. Wie sind Sie dazu gekommen?

Der damalige FDP-Präsident und Nationalrat Franz Steinegger (UR) hat mich mit seiner freisinnigen und liberalen Grundhaltung, seinen Argumenten und seinen Ideen überzeugt. Dies hat mein Interesse an der Politik geweckt und ich nahm mir vor, mit 30 Jahren in die Partei einzutreten. Ich wurde dann jedoch Mutter zweier grossartiger Töchter, was den Beitritt etwas verzögerte. Mit 36 Jahren ging es aber plötzlich sehr schnell: Ich trat der FDP Ortspartei bei und wurde im selben Jahr zur Gemeinderätin gewählt. Dies bildete den Startschuss meiner politischen Karriere, die so nie geplant war. Meine Faszination für die Arbeit in der Exekutive ist auch heute noch gross, denn es ist eine spannende, herausfordernde und sehr befriedigende Aufgabe.

Wie sieht ein normaler Tagesablauf als Regierungsrätin bei Ihnen aus?

Mein Arbeitstag beginnt jeweils kurz nach 7 Uhr und endet frühestens um 19 Uhr. Ich erhalte sehr viele Einladungen für Kultur- und Sportanlässe, welche abends oder an den Wochenenden stattfinden. So ist meine Agenda leider immer drei bis vier Monate im Voraus ausgebucht. Mein Arbeitstag gestaltet sich jeden Tag anders, was meinen Alltag so interessant macht. In vielen Sitzungen bereite ich mit meinen Mitarbeitenden und Ansprechpersonen Projekte und politische Geschäfte in allen meinen Bereichen vor. In der Bildung umfasst dies Themen vom Kindergarten bis zu den Hochschulen, in der Kultur von der Kulturförderung über die Archäologie, die Römerstadt Augusta Raurica und das Museum bis zur Kantonsbibliothek. Im Bereich Sport geht es von der Förderung vom Jugend- bis zum Breiten- und Leistungssport, und betreffend Jugend-, Kind- und Behindertenangebote von der Jugendhilfe, der Aufsicht von Kindertagesstätten bis zu Leistungsvereinbarungen mit Heimen usw. Zudem gibt es wöchentlich fixe Sitzungen mit Regierungsrat, Landrat und landrätlichen Kommissionen sowie im Bereich Bildung viele Konferenzen mit Schulleitungen aller Stufen und den Gremien der Hochschulen. Dies sowohl auf kantonaler als auch auf regionaler und eidgenössischer Ebene. Was mir besonders am Herz liegt: Ich führe sehr viele Gespräche mit allen Schulbeteiligten, Verbänden usw. Denn ich will keine «Schreibtischentscheide» fällen, sondern die Anliegen, Probleme und Vorschläge aus der Praxis bei meinen Entscheidungen berücksichtigen. Insgesamt umspannt meine Arbeit ein grosses Themenspektrum. Ich kann dabei auf alle meine persönlichen, beruflichen und politischen Erfahrungen zurückgreifen, lerne aber auch nach fünf Jahren im Amt noch jeden Tag Neues dazu. Meine grosse Neugier, Flexibilität und die Fähigkeit, auf die Leute zuzugehen, helfen mir dabei sehr.

Wie erleben Sie die Coronakrise aus Ihrer Sicht?

Diese Zeit war und ist immer noch sehr intensiv und beansprucht viel Zeit und Energie. Für Persönliches verblieb zwischen Mitte März und Ende Juni praktisch keine Zeit. Der Baselbieter Regierungsrat hat als erster Deutschschweizer Kanton den Lockdown verfügt – eine Entscheidung, die sehr gut abgewogen werden musste. Die vom Bundesrat verfügte Schliessung der Schulen löste umfangreiche Arbeiten aus: Zusammen mit meiner eigens dafür gebildeten «Taskforce Schulen» wurden die Vorgaben für den Fernunterricht auf allen Stufen laufend gemäss den Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit angepasst. Wir erarbeiteten die verschiedenen Schutzkonzepte und verfassten Eltern- und Schülerinformationen. Besonders die lange bestehende Unsicherheit betreffend Matur-, FMS- und Berufsprüfungen forderte uns auf allen Ebenen. Nach den Sommerferien konnten nun auch unsere Mittel- und Berufsfachschulen wieder mit vollem Präsenzunterricht starten. Auch wenn die Schutzmassnahmen umfangreiche Anpassungen beim Schulmobiliar auslösten und die Jugendlichen in den nachobligatorischen Schulen Maske tragen müssen, wenn der Abstand von 1,5 m nicht eingehalten werden kann: Ich bin sehr froh darüber, denn der Unterricht vor Ort ist für unsere Schüler*innen und Lernenden sehr wichtig. Dank der unglaublichen Leistung und der grossen Motivation meines ganzen Kaders konnten wir die Coronakrise meines Erachtens bisher gut meistern. Die Situation ist aber weiterhin labil und ich bin überzeugt, dass Corona uns noch lange begleiten wird. Wir müssen deshalb alle lernen, mit dem Virus zu leben.

Wie gestalten Sie als Sportdirektorin Ihre Freizeit? Und wie schaffen Sie Ausgleich zur Arbeit?

Früher habe ich viel Volleyball gespielt; bei Amtsantritt musste ich leider damit aufhören, weil das regelmässige Trainieren nicht mehr möglich war. Seit Mitte 30 fahre ich jedoch Rennrad, vor allem zwischen Frühling und Herbst. In den Wintermonaten steht Krafttraining auf dem Programm. Der Sport trägt sehr viel zum Ausgleich zur Arbeit bei. Vor allem aber ist mir meine Familie sehr wichtig! Meine Ferien benötige ich jeweils zum Erholen und Energie tanken. Ich mag vor allem Campingferien und dabei gelingt es mir stets, gut abzuschalten. Auch kurze Auszeiten an einem Wochenende, zum Beispiel ein Besuch bei meinen Eltern in Brunnen oder ein Treffen mit Freunden, tragen viel zur Erholung bei. Diese muss ich jedoch jeweils Monate im Voraus planen.

Was möchten Sie den Schüler*innen des Theresianums für ihren Lebensweg mitgeben?

Liebe Schüler*innen: Die Ausbildung, die euch das Theri bietet, ist top. Profitiert von diesem tollen Bildungsangebot so viel und so gut wie möglich. Falls ihr unsicher seid, welches der nächste Schritt sein soll, so kann ich euch eines versichern: Unser Bildungssystem ist heute so durchlässig, dass alles möglich ist – über die Matura an die Universität, die Berufsmatura an die Fachhochschule oder über die höhere Berufsbildung in eine Kaderposition. Informiert euch gut und lasst euch vor allem von euren Fähigkeiten und Neigungen leiten. Ich wünsche euch alles Gute für eure Zukunft!

Mehr Infos

FDP: https://www.monica-gschwind.ch
Kanton Basel Landschaft: https://www.baselland.ch
Kanton Basel Landschaft - Regierungsrat: https://www.baselland.ch/politik-und-behorden/regierungsrat
Monika Gschwind bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Monica_Gschwind

Bild

Monica Gschwind-Wehrli
Geboren am 17.06.1963 in Luzern

Wohnort
Aufgewachsen in Luzern, Rickenbach (SZ) und Brunnen
Aktuell wohnhaft in Hölstein BL

Ausbildung
1970-1976 Primarstufe in Luzern und Rickenbach (SZ)
1976-1979 Sekundarschule in Schwyz und Brunnen
1980-1982 Handelsschule im Theresianum in Ingenbohl
1986-1988 Diplom Treuhänderin mit eidgenössischem Fachausweis in Basel

Tätigkeiten
1982-1984 Kaufmännische Angestellte in Zug
1985-1989 Revisionsassistentin in grosser Revisionsgesellschaft in Basel
1989-1993 Mandatsleiterin in Treuhandfirma in Basel
1993-2015 Einzelfirma «Täli-Treuhand M. Gschwind» in Hölstein

Politik
2000-2012 Gemeinderätin Hölstein
2010-2015 Landrätin Bezirk Waldenburg, FDP-Fraktion
2012-2015 Gemeindepräsidentin Hölstein
2015-heute Regierungsrätin Kanton Basel-Landschaft, Vorsteherin Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion

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