Conny Saka-Schuler

Höre auf dein Bauchgefühl und dein Herz

Sie haben diverse Projekte in Kirgistan unterstützt. Wie sind Sie dazu gekommen?

Ich war damals, im Jahre 2010, auf einer Trekkingtour in Kirgistan unterwegs. Dadurch habe ich das Land und die Leute kennengelernt. Unser Führer zeigte uns ein integriertes Heim, wo unter anderem auch behinderte Kinder untergebracht waren. Behinderte Menschen werden in diesem Land meist zuhause behalten, man schämt sich für sie, sie werden nicht in die Gesellschaft integriert und die behinderten Menschen erhalten keine Förderung. Es mangelt an Geld, das Bildungsniveau ist nicht sehr hoch und das Land leidet auch unter der Korruption. Als ich wieder zuhause war, hatte mich das Thema «Integration» weiter beschäftigt und ich habe mich mit einer in Deutschland lebenden Kirgisin zusammengetan, die Aktala, eine deutsche Hilfsorganisation für Kirgisistan, unterhielt. Ich gründete den schweizerischen Ableger der Aktala-Hilfsorganisation.

Was haben Sie dort konkret gemacht?

Ein neues Schulhaus mit einem Kindergarten namens «Ulibka» wurde 2012 in Aksuu erbaut. Die Hilfsorganisation unterstützte den Bau mit finanziellen Mitteln und freiwilligen Arbeitern aus der Schweiz. Beispielsweise haben zwei Schweizer Zimmermänner beim Bau des Dachs geholfen und den Einheimischen auch viele fachmännische Fertigkeiten beigebracht. Ziel war es, einen integrativen Kindergarten im Sinne einer schweizerischen Integration zu entwickeln. Die Betreuer sind gut ausgebildet, aber die Gesellschaft hinkt noch hinterher.
Im Sommer darauf habe ich zwei Wochen lang ein Sommercamp geleitet, wo Freiwillige Deutsch lernen konnten. Für die Kirgisen ist Deutschland ein utopisches Land der unbegrenzten Möglichkeiten, und durch das Erlernen der Sprache würden sie dem Traum, einmal in Deutschland arbeiten zu können, nähergebracht.

Werden die Projekte heute weitergeführt?

Die deutsche und schweizerische Hilfsorganisation Aktala wurde aufgelöst. Der kirgisische integrative Kindergarten gibt es noch und er wird immer noch integrativ geführt.

Für welche Personen sind solche aktiven Einsätze geeignet, welche Eigenschaften sollte man mitbringen?

Als Person sollte man unkompliziert, offen und flexibel sein. Bei so einem Einsatz muss man die kulturellen Eigenheiten mit Humor hinnehmen. Man darf sich nicht zu sehr auf seine Vorstellungen fixieren, denn das Gegenüber hat womöglich eine völlig andere Meinung und auch da muss man Verständnis aufbringen können. Beispielsweise habe ich Bilderbücher in den Kindergarten gebracht, diese wurden gleich weggesperrt, damit die Bücher von den Kindern nicht kaputt gemacht werden. Wichtig ist, dass man sich auch an kleinen Fortschritten freut. Wenn man die Sprache kann, ist es von Vorteil. Ab 20 Jahren hat man ein gut geeignetes Alter.

Wenn Sie an die Zeit im Theresianum zurückdenken, was ist Ihnen aus der Zeit im Lehrerseminar speziell in Erinnerung geblieben?

Schwester Elburg hat mit ihrem Turnunterricht bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen, ihre organisatorischen Fähigkeiten, ihre Struktur und klare Haltung gegenüber Regeln und Disziplin. Ansonsten sind mir noch Erinnerungen an die Studienreise präsent und die coolen Anlässe in der Klasse. Wir hatten einen tollen Jahrgang und untereinander einen guten Zusammenhalt.

Inwiefern profitieren Sie heute bei Ihrer täglichen Arbeit als Lehrperson von Ihren Erfahrungen aus der Theri-Zeit?

Vor allem profitiere ich vom Unterricht von Schwester Elburg, die uns vermittelte, dass Disziplin und Organisation sehr wichtig sind. Ich gebe heute noch so Sportunterricht, wie sie es uns damals im Seminar beigebracht hat.

Sie haben angegeben, auch als Praxislehrperson für angehende Lehrpersonen tätig gewesen zu sein. Unterscheidet sich die Ausbildung von früher zu heute?

Da die Pädagogische Hochschule die Ausbildung der Lehrpersonen wieder in allen Fächern anbietet und nicht mehr in einem Fächerprofil, unterscheidet sich die Ausbildung kaum mehr von früher. Meiner Meinung nach ist die Praxiszeit ungefähr gleich geblieben. Klar ist die Bildung ständigem Wandel unterworfen, aber das ist der normale Lauf der Zeit.

Was möchten Sie den Schülerinnen und Schülern des Theresianums auf ihrem weiteren Lebensweg mitgeben?

Höre auf dein Bauchgefühl und dein Herz, dann wirst du deine Ziele erreichen!

Bei Interesse, als Volunteer bei einer Hilfsorganisation mitzumachen:
www.globetrotter.ch/de/1107/Work-Travel-Freiwilligenarbeit.html
www.travelworks.ch/ch/volunteer.html
www.unv.org

Schule Oberägeri
https://www.schule-oberaegeri.ch/newsarchiv/51607

Interview: Janine Gallicchio

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Conny Saka-Schuler

Wohnort
1975 geboren und aufgewachsen in Schwyz
2015 definitiver Wohnsitz in Schwyz

Ausbildung
1997 Diplom zur Primarlehrperson am Lehrerseminar Theresianum, Ingenbohl
2006 Ausbildung zur Praxislehrperson an der Pädagogischen Hochschule Zug*
2014 CAS Transkulturelle Kommunikation im Institut für Kommunikation & Führung, Luzern*

* berufsbegleitend

Diverse Tätigkeiten
2005 – 2007: Primarschule Oberägeri, Aufbau und Betreuung des Programms «Hochbegabung und deren Integration in die Regelklasse»
2006 – 2011: Lehrtätigkeit in der schulpraktischen Ausbildung von Studierenden der Pädagogischen Hochschule Zug
2007 – 2012: Kanton Zug, Stufenvorstand der 5./6.Klassen
2012: integrativer Kindergarten «Ulibka» in Aksuu (Kirgistan)
2013: Hilfsprojekt Aktala – Unterstützung in Kirgistan
2010 – 2013: Tagesschule Elementa AG, Menzingen, Klassenlehrperson der 5./6.Klasse
2016 – heute: Mittelstufe 2 – Klassenlehrperson der Primarschule in Oberägeri