Franco und Meiko - Das Schüler-Interview
Bild oben: Fototermin nach dem Interview auf der Theri-Terrasse
Franco Inderbitzin, FMP 1
18 Jahre alt
Aufgewachsen in Brunnen
Meiko Betschart, FMP 1
19 Jahre alt
Aufgewachsen in Steinerberg
Am Nachmittag des 16. Oktobers besuchen mich zwei junge Männer in meinem Büro auf dem Verwaltungsgang. Beide besuchen zurzeit die Fachmaturitätsklasse Pädagogik FMP 1 und befinden sich gemeinsam auf dem Weg, Pädagogen zu werden. Herzlich willkommen zum Interview.
Franco: Wir haben im Sommer 2020 mit der Fachmittelschule gestartet. Damals wurde gerade die Maskenpflicht für den Unterricht eingeführt.
Meiko: An die Maskenpflicht haben wir uns recht schnell gewöhnt. Interessant waren die sich ständig verändernden Verhaltensregeln, die man nicht immer nachvollziehen konnte.
Franco: Wir haben im letzten Sommer (2023) beide den Fachmittelschulausweis erlangt und besuchen jetzt die FMP 1. Diese dauert ein Semester und führt zum Fachmaturitätszeugnis Pädagogik. Mit diesem Zeugnis erhalten wir prüfungsfreien Zutritt zu den Pädagogischen Hochschulen in Schwyz, Zug und Luzern.
Franco: Meine Mutter und mein Grossvater waren beide Lehrpersonen. Von beiden konnte ich viel über den Lehrerberuf erfahren, und ich arbeite gerne mit Menschen. Mir gefällt auch die Vorstellung, dass kein Tag wie der andere ist, weil laufend neuer Stoff vermittelt wird und auch die Kinder über unterschiedliche Persönlichkeiten und Fähigkeiten verfügen.
Meiko: Bei mir gibt es ebenfalls Lehrpersonen im erweiterten Familienkreis. Mich begeistert die Vielseitigkeit dieses Berufs.
Meiko: Ich weiss, dass mir ein Abschluss an der PH eine gute Ausgangslage für weitere spannende Ausbildungen verschafft. Ich mache mir heute aber noch keine Gedanken über weitere Schritte. Mir ist es jetzt in erster Linie wichtig, das Fachmaturitätszeugnis zu erlangen und dann gut durch die PH zu kommen. Danach werde ich sicher erst einmal unterrichten und Erfahrungen sammeln.
Franco: Ich sehe das genauso.
Franco: Im dritten FMS-Jahr wurden wir aufgefordert, ein Praktikum im gewählten Berufsfeld zu absolvieren. An der FMS im Theresianum hat man die Möglichkeit, zwischen Pädagogik, Gesundheit und Sozialer Arbeit zu wählen. Eine meiner Cousinen unterrichtet an der Primarschule in Ibach. Sie gab mir die Möglichkeit, bei ihr in der 2. Klasse zu hospitieren. Ich konnte bei ihr einen umfänglichen Einblick in den Beruf erhalten und sie bezog mich in die morgendlichen Vorbereitungen genauso wie in die abendlichen Nachbearbeitungen des Unterrichts ein. In bestimmten Situationen übertrug sie mir sogar Verantwortung. Es hat mir Spass gemacht.
Meiko: Ich erhielt die Chance, an der Primarschule in Sattel in eine 3. Klasse reinzuschauen. Weil mir die englische Sprache gut liegt, konnte ich mich aktiv in den Englischunterricht einbringen. Im Gegensatz zu Franco kannte ich die Lehrperson zwar nicht, was aber meines Erachtens überhaupt keinen Einfluss hatte.
Meiko: Man hört und liest viel, dass der Lehrpersonenberuf heute offenbar vorwiegend von Frauen ergriffen wird. In meiner eigenen Schulzeit hielten sich die weiblichen und männlichen Lehrpersonen allerdings die Waage. In meiner Wahrnehmung waren Männer wie Frauen freundlich und hilfsbereit, die männlichen Lehrpersonen aber von Anbeginn eher autoritärer und klarer in den Forderungen und blieben darin konstant. Gab es mal Ärger, fielen die Reaktionen weiblicher Lehrpersonen eher heftiger oder emotionaler aus. Verallgemeinern kann man das aber nicht.
Franco: Ich wurde in der Primarschule tatsächlich ausschliesslich von Lehrerinnen unterrichtet, habe das aber nie als Nachteil empfunden. In der Oberstufe gab es dann auch männliche Lehrpersonen und natürlich war es für mich spannend, die Unterschiede in der Begegnung und im Unterricht zu erleben. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, dass es wichtig ist, von Frauen und Männern gleichermassen unterrichtet zu werden. Draussen im Leben begegnen wir schliesslich auch beiden Geschlechtern.
Franco: Ich habe zwar in der Vergangenheit Akkordeon gespielt, die Musik gehört aber nicht zu meinen Steckenpferden. Natürlich müssen wir für die pädagogische Ausbildung über musikalische Grundkenntnisse verfügen. Auch wenn ich mich jetzt nicht unbedingt als musikalisches Talent verstehe, so kenne ich mich doch genügend in diesem Bereich aus.
Meiko: Mein Talent liegt klar in der englischen Sprache.
Meiko: Einerseits habe ich Verwandte, die bereits am Theresianum waren. Sie haben mir die Schule empfohlen. Andererseits war mir bereits in der Unterstufe klar, dass ich Lehrer werden wollte. Die Fachmittelschule am Theresianum war für mich deshalb die naheliegendste Wahl.
Franco: Bei mir war das sehr ähnlich. Auch mir war in der Primarschule schon klar, dass ich Primarlehrer werden will. Und wenn man im Talkessel wohnt, macht die FMS in Ingenbohl am meisten Sinn. Meine Schwester war bereits am Theresianum. Das hat mich in der Entscheidung sicher zusätzlich beeinflusst.
Franco: Ich widme mich sportlichen Kindern im heutigen Schulsystem. Den Fokus lege ich auf ihr Verhalten und ihre schulischen Leistungen. Über Details kann ich noch keine Auskunft geben.
Meiko: Einen Titel gibt es für meine Arbeit noch nicht. Ich entwickle eine 2D-Animation der Rotkäppchen-Geschichte. Ich gehe das Thema aber eher unkonventionell an. Es soll eine Art Comedy entstehen. Es darf gelacht werden. Ich will die Werte, welche das Rotkäppchen vertritt, auf den Kopf stellen. «Angst vor Fremden oder Fremdem» und «Das Abkommen vom Weg» sind darin Kernthemen. Ich finde es interessant, den Blickwinkel auf diese Themen zu verändern.
Meiko: Zuerst kümmere ich mich jetzt um die Abschlussarbeit. Diese muss bereits am kommenden Montag eingereicht werden. Im Dezember finden dann die Präsentationen statt.
Franco: Ich halte das genau gleich: Jetzt kommt zuerst der Endspurt für die Abschlussarbeit. Eines nach dem anderen. Meiko und ich kennen uns schon länger und wir verhalten uns beim Lernen für Prüfungen sehr ähnlich. Es muss vor der Prüfung etwas Druck entstehen. Wir beginnen aber rechtzeitig mit dem Arbeiten, damit es am Schluss aufgeht.
Meiko: Ich verbringe meine Zeit gerne mit Zeichnen, spiele gerne Games und geniesse es, Zeit für meine Katzen, Hunde und Hasen zu haben.
Franco: Handball ist meine Leidenschaft. Fünf- bis sechsmal die Woche trainiere ich in der Halle in Stans. Der BSV Stans ist mein Club und wir spielen in der Nationalliga B.
Franco: Über einen Facebook-Account verfüge ich zwar, weil ich mir dort früher Games heruntergeladen habe. Für mich und meine Altersgenossen ist Facebook aber nicht interessant. Instagram und TikTok sind eher meine Plattformen. Bei TikTok poste ich allerdings keine Inhalte, ich lese nur mit. Auf Insta poste ich sehr selektiv und nur für den Freundeskreis.
Meiko: Ich verfüge über einige Accounts, bin aber überhaupt nicht aktiv. Ich besuche die Plattformen auch nicht regelmässig. Discord ist eine App, die ich noch am ehesten benutze. Discord ist eine Alternative zu WhatsApp.
Beide: Ganz selten.
Franco: Ich nutze hauptsächlich mein Smartphone. Da ist meine Screentime schon eher hoch. Es kommt sehr selten vor, dass ich am TV noch die Sportnachrichten schaue.
Franco: Hier auf dem Campus geht es uns sehr gut. In der Klasse sind wir vier junge Männer. Wir bilden eine gute Peergroup. Unter Kollegen draussen im Tal kann schon mal ein witziger oder fauler Spruch fallen. Das ist aber nicht der Rede wert. Uns ich wichtig, dass wir gut lernen können, und das ist hier gut möglich.
Franco: In erster Linie ist es wichtig, dass in einer Gesellschaft alle Menschen gleichermassen miteinbezogen werden. Gleichstellung muss sein. Diskriminierung geht nicht. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Auch wer wen liebt, geht niemand etwas an. Allerdings werden diese Themen, primär in den sozialen Medien, aktuell recht unangenehm ausgereizt und gehen mir persönlich manchmal zu weit.
Wenn wir beispielsweise das modern gewordene Gendern von Texten betrachten, dann denke ich an die vielen Menschen in unserer Gesellschaft, die über eine fremde Muttersprache verfügen und beim Lesen von gegenderten Texten ziemliche Mühe haben dürften. Selbst für mich sind gegenderte Texte vom Lesefluss her unangenehm zu lesen und lenken mich vom tatsächlichen Inhalt ab. Ich gendere Texte nur, wenn es verlangt wird.
Meiko: Zugegebenermassen betreffen mich die oben genannten Themen nicht direkt. Es ist mir aber klar, dass es Menschen gibt, die sehr unmittelbar davon betroffen sind und auch Diskriminierung erleben. Trotzdem finde ich es befremdlich, dass man mich beispielsweise als Sexist bezeichnet, lediglich weil ich beim Schreiben auf das Gendern verzichte.
Meiko: Das sind wichtige Themen. Ich denke aber, dass man die Probleme nicht löst, indem man sich auf die Strassen klebt. Leider kann ich aber auch keine wirklich effektiven Lösungsansätze für diese komplexen Themen anbieten.
Franco: Ich verstehe, dass etwas unternommen werden muss. Mir erscheinen die eingeschlagenen Wege aber nicht optimal. Irgendwie entsteht bei mir der Eindruck, die einfache Bevölkerung trüge die Schuld an der ganzen Situation und müsste die Misere jetzt in Form diverser Einschränkungen selbst ausbaden. Es gibt aber auf unserem Globus Nationen, die jetzt erst so richtig loslegen wollen – China zum Beispiel. Da können wir uns in der Schweiz noch lange einschränken. Die globalen Auswirkungen davon bleiben trotzdem gering. Diese Dinge müssen auf weltpolitischer Ebene angegangen werden. Die Strassenkleber könnten sich einmal gemeinsam vor das Bundeshaus in Bern kleben. Vielleicht würde das etwas mehr Wirkung zeigen.
Meiko: Ich sehe das genauso. Wenn sich global nichts ändert, wird ein einzelnes Land nicht viel ausrichten können.
Franco: Ich nutze dieses Privileg der Mitsprache. Seit ich 18 bin, habe ich immer abgestimmt. Ich denke, die direkte Demokratie ist einer der Gründe, weshalb die Schweiz gut funktioniert. Für die anstehenden Wahlen habe ich mich gut eingelesen und informiert, wofür die einzelnen Kandidatinnen und Kandidaten stehen und welche Ziele sie verfolgen. Ich werde wählen gehen.
Meiko: Ich habe da echt keinen Plan. Es mangelt mir etwas an Interesse. Die politischen Texte sind mir oft zu trocken. Die Zusammenhänge sind oft sehr komplex und schwierig zu verstehen.
Franco: Ich betrachte es als selbstverständlich, dass ich sparsam mit Energie umgehe. Auch die Verschwendung von Lebensmitteln versuche ich zu verhindern.
Meiko: Wir halten das bei mir zu Hause ähnlich. Es wird nur eingekauft, was wirklich benötigt wird.
Franco: Eine gute Frage. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass man hier mit allen Lehrpersonen gut reden kann und es immer für jedes Problem eine Lösung gibt. Die Kollisionen mit meinem Militärdienst konnten beispielsweise schnell und pragmatisch gelöst werden.
Meiko: Wer die Tendenz hat, alles bis zum letzten Drücker hinauszuschieben, dem sei gesagt, dass man Bücher besser frühzeitig bestellt (lacht).
Franco: Es ist wichtig, sich immer wieder vor Augen zu führen, weshalb man an der Schule ist. Man will schliesslich etwas erreichen. Ohne Arbeit geht das nicht. Die Fokussierung auf meine Ziele motiviert zumindest mich in der täglichen Arbeit.
Vielen Dank für das interessante Gespräch.