Schülerinnen im Theresianum Ingenbohl

Eveline Saupper

Die Juristerei stand bei Eveline Saupper lange gar nicht im Fokus. Nach der Matura überlegte sie sich zuerst Mathematik zu studieren, dann Informatik. Wie Eveline Saupper ausführte, hatte man als Frau zur damaligen Zeit in diesen beiden Studienrichtungen kaum eine andere Perspektive als in der Mittelschule zu unterrichten. Der Lehrerberuf reizte sie jedoch nicht. Zu dieser Zeit führte die Universität St. Gallen ein Jurastudium ein, das stark auf Betriebswirtschaft ausgerichtet war. Diese Kombination sprach Eveline Saupper an, so dass sie dieses neue Jusstudium begann.

Wofür sind Sie als ehemalige Schülerin dem Theresianum besonders dankbar?

Ich bin in einer Gegend aufgewachsen, in welcher der Zugang zu höheren Schulen nicht einfach war. Das Internat im Theresianum gab mir und meinen Schwestern die Möglichkeit, die Handelsschule bzw. das Gymnasium zu besuchen. Es ist toll, dass der Kanton Schwyz und das Theresianum Ingenbohl diese Schule hat und damit auch Ausserkantonalen ermöglicht, eine gute Ausbildung zu erhalten.

Inwiefern profitieren Sie heute bei Ihrer täglichen Arbeit von Ihrer Grundausbildung im Theresianum?

Das Studium im Theresianum war gut strukturiert. Auch wenn man es als Schülerin manchmal lieber etwas lockerer gehabt hätte, so hilft mir die dort erlernte Disziplin heute im Berufsleben.

Bei Ihrer Arbeit als Verwaltungsrätin tragen Sie viel Verantwortung in unterschiedlichen Unternehmen. Was sind die Aufgaben eines Verwaltungsrates?

Wo liegen die Schwerpunkte bei einer adäquaten Führung eines Unternehmens? Die Aufgabe eines Verwaltungsrates besteht im Wesentlichen in der Bestimmung der Strategie des Unternehmens, im Abschätzen von Risiken und in der Nachfolgeplanung auf Stufe Verwaltungsrat und Geschäftsleitung. Der Verwaltungsrat besteht in der Regel aus mehreren Personen mit unterschiedlichem Hintergrund, Erfahrungen und Kompetenzen. Je nach Thema bringt sich der Einzelne mehr oder weniger ein. Die Schwerpunkte der Verwaltungsratsarbeit können sich je nach Situation, in der sich ein Unternehmen befindet, verändern.

In den Unternehmen, in welchen Sie tätig sind, kommen unterschiedliche Bereiche vor. Wie schaffen Sie den Spagat vom Agrar- bis zum Transportunternehmen?

Als Verwaltungsrätin von grossen Gesellschaften ist man nicht mit der Geschäftsführung beauftragt. Man hat eine Führungs- und Überwachungsfunktion. Die Führungs- und Überwachungsfunktionen sind die Gleichen, unabhängig davon, was ein Unternehmen genau macht. Natürlich muss man sich möglichst schnell ein Bild über das Unternehmen, seine Produkte, Kunden, Mitarbeiter, Konkurrenten und Märkte machen. Mit einem soliden Erfahrungsschatz schafft man das auch.

Bild

Sie wurden sicherlich schon oft über Ihre Meinung zur Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft befragt. Wird in zukünftiger Zeit der Anteil Frauen in Verwaltungsräten steigen?

Ich bin überzeugt, dass es künftig mehr Frauen in Verwaltungsräten geben wird. Es ist nur eine Frage der Zeit. Es braucht Frauen, die eine gewisse berufliche Erfahrung in Führungspositionen mitbringen. Immer mehr Frauen sind auf diesem Weg und sie werden es auch schaffen, wenn sie es sich zutrauen.

Sie sind sicherlich viel unterwegs. Wie entspannen Sie sich neben Ihrem Engagement an der Arbeit zum Ausgleich?

Sport ist für mich wichtig. In den Sitzungen sitzt man viel, wie das Wort es schon sagt. Joggen, Wandern, Skifahren sind daher ein guter Ausgleich.

Sie sind Mitglied im Schweizer Berghilferat und setzen sich somit für die Bergbevölkerung ein. Warum liegen diese Menschen Ihnen so am Herzen?

Ich bin selbst in einem Berggebiet aufgewachsen und besitze ein Haus in den Bergen. Es ist mir nicht gleich, was in diesen Gebieten geschieht. Es ist für die ganze Schweiz wichtig, dass die Landbevölkerung eine Perspektive vor Ort hat und nicht gezwungen ist abzuwandern. Die Zweitwohnungsinitiative macht die Sache nicht einfacher. Die Schäden, die daraus entstehen, werden bald sichtbar werden. Ich möchte dazu beitragen, dass es der Bergbevölkerung besser geht, und allfällige Schäden vermindern.

Was möchten Sie den Schülerinnen und Schülern des Theresianums mitgeben?

Versucht, das was ihr gerade tut, gut zu tun.

Im Namen des Vereins Ehemalige und Freunde des Theresianums Ingenbohl möchte ich mich herzlich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie sich für das Portrait im THEMA zur Verfügung gestellt haben. Ich wünsche Ihnen in ihrem weiteren Wirken als Verwaltungsrätin weiterhin so viel Engagement und Erfolg.

Interview: Janine Gallicchio